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Evil News: Das Böse der selektiven Nachrichten

Veröffentlicht am 12/28/2009 | Hinterlasse einen Kommentar

Am 26. Dezember 2009 wurden sechs Palästinenser durch israelische Staatsgewalt getötet. 

Drei Männer starben im belagerten Gaza in der Nähe des Grenzüberganges Eretz durch einen Luftangriff der IDF.

„Nach Angaben einer israelischen Militärsprecherin hatte eine Streife beobachtet, wie sich mehrere Verdächtige am Boden kriechend dem Grenzzaun näherten. Daraufhin hätten die Soldaten das Feuer eröffnet. Als die Verdächtigen dennoch weiter auf den Zaun vorgerückt seien, hätten die Soldaten Luftunterstützung angefordert. Ein Kampfflugzeug habe die Palästinenser dann unter Beschuss genommen und direkt getroffen. Nach Angaben der Sprecherin seien später Beweise gefunden worden, die belegten, dass die Getöteten bewaffnet und in feindlicher Absicht unterwegs waren.“

Quelle: Die Zeit Online

Nach Angaben der Hamas hatten die Männer aber nur nach Schrott gesucht, den man noch verwerten könne. Andere Meldungen sprechen davon, sie hätten die Grenze überqueren wollen, um  Arbeit in Israel zu suchen.

Wie auch immer, wir sehen hier das erschreckende Konzept des staatlich autorisierten Präventiv-Mordes zur angeblichen Verhinderung eines Terrorattentates. Kurzfassung: Zuerst schießen oder bombardieren, dann „Beweise“ finden, die den Mord scheinbar legitimieren. Ich kann mir nicht helfen, irgendwie erinnert das an Nazi-Deutschland und seine „Ermächtigungsgesetze“ zur  vorbeugenden Bekämpfung gefährlicher „Staatsfeinde“ …

In der Stadt Nablus im Westjordanland wurden drei Fatah-Mitglieder nachts in ihren Häusern von maskierten Spezialeinheiten  ermordet. Zumndest einer davon war Mitglied der  Al-Aqsa-Brigaden, des  bewaffneten Widerstandskommandos der Fatah. Die Morde können wohl als Vergeltungsaktion für den Anschlag auf einen jüdischen Rabbi (Meir Hai) gesehen werden, der am Tag zuvor in der Nähe der Siedlung Shavei Shomron – nach Angaben von Haaretz – von Al Aqsa Mitgliedern verübt worden war.

Das ist keine Rechtfertigung für einen Mord, aber der Kontext fehlt bei uns völlig:  Anschläge als Folge systemischer Gewalt durch Israel: Über die tägliche Gewalt der Siedler berichtet hier die UN in einem Factsheet, einen ausführlichen Report über die verheerenden Auswirkungen der “Siedlungen” (die alle nach Völkerrecht illegal sind) auf das Leben der Palästinenser im Westjordanland können sie HIER downloaden –  auf der Seite ganz unten links, Titel:

The Humanitarian Impact on Palestinians of Israeli Settlements and Other Infrastructure in the West Bank | July 200

Nach Angaben von Augenzeugen wurden die Männer ohne Warnung kaltblütig hingerichtet. Das israelische Militär streitet dies – wie immer – ab und behauptet, die Männer hätten einer Aufforderung, sich zu ergeben, nicht Folge geleistet.

KONTEXT

Israelische Anti-Kriegsaktivisten und Menschenrechtsgruppen hatten erst kürzlich schwere Vorwürfe gegen die eigene Regierung erhoben, weil sie verstärkten Repressalien und Verunglimpfungen ausgesetzt seien, die sie – angesichts des Jahrestages des „Gazakrieges“ (Operation Gegossenes Blei) – zum Schweigen bringen sollten. Im Dezember fand die erste große ACRI Demonstration gegen Menschenrechtsverletzungen in Israel und den besetzten Gebieten statt.

Es lohnt sich, den 72-Seiten starken Report von ACRI (Association for Civil Rights in Israel) zu lesen, damit das in unseren Medien immer wieder kolportierte Bild Israels, als „einziger Demokratie im Nahen Osten“ zurecht gerückt wird. Menschenrechtsverletzungen und rassistische Diskriminierung gehören in Israel zur Tagesordnung, besonders die arabischen Staatsbürger können davon ein Lied singen. Israel ist (wie auch die USA) eine „formale“ Demokratie, aber in der Praxis ein „Militärapparat, der sich einen Staat leistet“, wie ein ironischer Kommentar so treffend festgestellt hat.

Seit dem Massaker in Gaza im Jänner 2009, das natürlich auch viele aufrechte Israelis entsetzt hat, werden politische Aktivisten, die das idealisierte Selbstbild  Israels (wir sind die ewig Unschuldigen, unsere Gewalt ist immer gut und nur als Selbstverteidigung zu sehen) durch ihre Aufklärungsarbeit gefährden, besonders angegriffen und denunziert.

Wir erinnern uns an die schockierenden Aussagen von IDF-Soldaten, die die Organisation „Breaking the Silence“ im vergangenen Sommer veröffentlicht hat [siehe dazu auch meine vorhergehenden Beiträge zum Thema Israel]

Wie hat die Welt darauf reagiert? Gar nicht.

Denn von wenigen Ausnahmen abgesehen (z.B. in der britischen Qualitätspresse oder unabhängigen Radio / TV-Stationen im Internet), hat die Medienherde den Skandal nur kurz erwähnt und dann verschwand er im schwarzen Loch der Nichtbeachtung, im journalistischen Mülleimer. Aus den Augen, aus dem Sinn. Dasselbe passierte mit vielen anderen, kritischen Untersuchungen über die Verbrechen und Menschenrechtsverletzungen der israelischen Armee (IDF), wie z.B. der kürzlich veröffentliche Goldstone Report der Vereinten Nationen (ein Link dazu findet sich im Beitrag “Todesanzeige”)

Israel tat die schweren Vorwürfe (der eigenen Soldaten, die natürlich anonym bleiben wollten) als lächerlich und unglaubwürdig ab, und wies nur darauf hin, dass die kritischen Organisationen (sprich: Staatsfeinde, die die sakrosankte Armee beschmutzen)  mit Geld aus dem Ausland unterstützt werden, so auch aus der EU.

Da man die Fakten des Staatsterrors nicht widerlegen kann, konzentriert man sich auf das, was jeder Jurist vor Gericht auch attackiert, wenn er sonst nichts Greifbares  hat: den Charakter des Gegners. Man muss die Aufmerksamkeit weg von den Inhalten auf die Persönlichkeit des Gegners lenken. Seine  „niedrige“ Motivation, sein „zweifelhafter“ Charakter, seine “unmoralische Absicht”  müssen in den Mittelpunkt der Debatte rücken, auch wenn diese Anschuldigungen völlig aus der Luft gegriffen sind, es wirkt, weil die Medien nie diese Taktik bloßstellen und sie selbst zum Gegenstand der Kritik machen.

Ob israelische Menschenrechtsgruppen, jüdische Intellektuelle und Wissenschaftler wie Norman Finkelstein oder Joel Kovel, honorige Juristen wie Richard Falk oder Richard Goldstone, sie alle wollen dem Staat Israel nur schaden, weil sie einfach fiese Typen sind oder „self-hating Jews“ (die Absurdität kennt offenbar keine Grenzen, denn das ist der Einsatz des „ Anti-Semitismus“ Vorwurfs bei Leuten, die selbst Juden sind) oder „heimtückischen“ Organisationen angehören wie der UN oder HRW, etc.

Wie lange kommt die israelische PR mit diesem Schwachsinn noch durch?

So lange, wie unsere Medien ihn willfährig und unkritisch verbreiten.  Und sie gehen noch einen Schritt weiter: sie bieten der israelischen Propaganda eine stets zur Verfügung stehende, scheinbar seriöse Platform der subtilen Desinformation, wo voreingenommener Kommentar als „unabhängiger Bericht“ in einer Nachrichtensendung durchgeht.

So etwa gestern das ZDF in der Sendung „heute journal“: (Auszug)

„Heute vor einem Jahr begann im Nahen Osten ein furchtbar ungleicher Krieg. Die regionale Supermacht Israel griff mit Artillerie, Panzern und Bomben das Palästinensergebiet Gazastreifen an, eines der am dichtesten besiedelten Gebiete der Welt und bettelarm. Dort starben wahrscheinlich 1400 Menschen, auf israelischer Seite in den Tagen des Krieges, 13.

„Offizieller Grund für den Angriff waren ständige Terrorattacken aus Gaza, die das Leben in den grenznahen israelischen Siedlungen zur Hölle machten. Die radikal-islamistische Hamas wollte das so. Ihr passte auch der Krieg ins Konzept, weil er auf den Fernsehschirmen der Welt Israel als brutal agierende Übermacht vorführte.“

Vielleicht sollte das ZDF in Zukunft seinen Zuschauern im Anschluss an solche pro-israelische  Propaganda folgendes mitteilen:

„Dieser Beitrag wurde Ihnen vom israelischen Informationsminister gewidmet.“

Erstens ist das ZDF das einzige deutschsprachige TV-Medium, das die Zahl der Toten Einwohner Gazas in Frage stellt („wahrscheinlich“ 1400 Tote, damit wird suggeriert, es könne sich um Propaganda handeln, es könnten doch wesentlich weniger Tote gewesen seien, was Israel  ja auch ursprünglich behauptete).

Zweitens ist es eine Ungeheuerlichkeit ersten Ranges, die Israelis als Leidtragende in den Vordergrund zu stellen, während der tägliche Horror in Gaza einfach ignoriert wird. Der norwegische Arzt Dr. Mads Gilbert, der unter grauenvollen Bedingungen im Al-Shifa Krankenhaus in Gaza Notperationen durchführte, sagte damals in einem Interview:

Das sind Szenen aus Dante’s Inferno“.

Dass Bombenterror ein furchtbares Erlebnis ist, versteht jeder, besonders in einem extrem dicht besiedelten Gebiet, aus dem niemand fliehen kann, weil die Grenzen durch unmenschlichen und völkerrechtswidrigen Missbrauch von Staatsgewalt verriegelt wurden.

Den Gazastreifen einfach als „Palästinensergebiet“ zu bezeichnen, ist an sich eine journalistische Bankrotterklärung, denn es handelt sich ja in Wahrheit um ein Ghetto, ein Freiluftgefängnis, indem mehr als 1,5 Millionen Menschen dahinvegetieren, weil sie als Nicht-Juden (nach den Lehren des Judaismus) quasi Untermenschen sind, und weil sie es gewagt haben, in einer demokratischen Wahl die falsche Partei zu wählen: nämlich jene, die nicht korrupt ist und sich weder von Israel, noch von den USA kaufen oder einschüchtern lässt.

Doch auch das Leben davor war in Gaza eine veritable Hölle, nur hat das ZDF (wie die meisten anderen Medienschafe) es stets verabsäumt, über die wahren Zustände ungeschminkt zu berichten.

Immer wurde und wird die Propaganda verbreitet, dass die Gewalt stets von den Palästinensern ausginge. So etwa die Meldung, die Hamas habe im November 2008 den Waffenstillstand gebrochen. Verschwiegen hat man z.B. die Tatsache, dass israelische Einheiten in der Nacht vom 4. auf den 5. November, als die ganze Welt wegen der Präsidentschaftswahlen nach Washington starrte, in den Gazastreifen einfiel, und sechs Palästinenser töteten. Weggelassen hat man auch, dass im Gegenzug für die Einhaltung bzw. Fortführung des Waffenstillstandes durch Hamas,  Israel verpflichtet war, die verheerende Blockade zu lockern bzw. aufzuheben.  Doch nach dem 5. November war klar, dass Israel erneute Gewalt provozieren wollte. Erst dann wurden die Raketenbeschüsse wieder aufgenommen …

Die zahllosen Terroraktionen Israels in Gaza, die „extrajudiziellen Hinrichtungen“ (Mord  an Hamasmitgliedern am helllichten Tag, wobei oft auch zahlreiche Familienmitglieder und Passanten getötet oder verletzt wurden, die massenweise Verhaftung von gewählten Parlamentariern nach den Wahlen 2006, etc.)

Ich muss schon wieder Pinter zitieren, der die mediale Desinfektion (in meinem Kontext – der Schandtaten Israels) so gut beschreibt:

„It never happened. Even while it was happening, it never happened. It did not matter. Nobody cared.”

Die im Vergleich zur exzellent dokumentieren, seit Jahrzehnten andauernden, systemischen und brutalen Gewalt Israels geradezu lachhafte Bedrohung durch die Qassamraketen als furchtbaren Horror für die Grenzstädte darzustellen, ohne den realen Horror in Gaza auch nur zu erwähnen, zeigt klar und deutlich, wie voreingenommen die ZDF-Redaktion für Israel ist.

Niemals wurde im ZDF so eine emotionalisierende Formulierung wie  „jemand das Leben zur Hölle machen“ für Gaza oder die West Bank  verwendet, obwohl sie dort tausendmal zutreffender wäre, wie alle Berichte der Menschenrechtsorganisationen einhellig belegen. (Ich habe öfter darüber geschrieben, siehe alte Beiträge und die Video-Links im letzten Beitrag “Todesanzeige”)

Bei der systematischen  Dämonisierung der Hamas hat sich auch das ZDF eifrig beteiligt und damit der israelischen PR einen wunderbaren Dienst erwiesen. Mit seriösem Journalismus hat das allerdings nichts mehr zu tun. So auch diese (oben angeführte) Formulierung:

„Die radikal-islamistische Hamas wollte das [den Israelis das „Leben zur Hölle machen] so. Ihr passte auch der Krieg ins Konzept, weil er auf den Fernsehschirmen der Welt Israel als brutal agierende Übermacht vorführte.“

Das ist eine sehr einseitige, die Realität verkehrende Meinung, aber keine unabhängige Präsentation von Fakten. Das brutale Abschlachten eingesperrter Menschen durch eine monströse und selbstgerechte Militärmaschine wird hier auch noch der Hamas angelastet, weil man unterstellt, dieses Massaker der israelischen Armee an den eigenen Landsleuten und Glaubensbrüdern der Hamas  wäre den „radikal-islamischen Herrschern“ sehr recht gewesen, um daraus PR-Kapital zu schlagen.  Dieser perfide Zynismus kann heute als öffentlich-rechter „Journalismus“ durchgehen, ein Affront für jeden intelligenten Zuschauer,  aber vielleicht hat das ZDF davon nicht so viele (für Rosamunde Pilcher und Wetten-Dass reicht es gerade noch…)

Übrigens, Israel ist eine brutal agierende Übermacht! Das wissen alle mit einem IQ über Raumtemperatur, nur das ZDF nicht! Hat man schon solange durch pro-isrealische Brille gesehen, dass man auf einem Auge blind ist? “Mit dem Zweiten sieht man besser?”  Soll das ein Witz sein???

Hier findet  eine unglaubliche Verzerrung der Wirklichkeit statt und das ZDF stellt sich selbst ein Armutszeugnis aus.

Anstatt die zahlreichen Verbrechen Israels anzuprangern (wie es mutige Israelis und intellektuelle Juden weltweit tun, allen voran Noam Chomsky der in unseren Medien anscheinend persona non grata ist, und  gerade weil man in Deutschland ist und schon einmal „zugeschaut“ hat, wie Menschen unmenschlich behandelt wurden!), wird alles Böse dieser Welt auf die Hamas projiziert, damit Israel das Märchen vom „Recht auf Selbstverteidigung“ weiter verbreiten kann…

“As usual, Israel is depicted as the innocent victim of an evil it did nothing to provoke.”

Ira Chernus

Die Projektion der eigenen Schandtaten auf den Gegner, den man dann wieder als legitimes Ziel für neue Schandtaten ansehen kann, ist ja nichts Neues im Falle Israels, aber die Rolle der Medien in dieser Charade ist so erbärmlich, dass einem schlecht wird …

Die von Herrn Kleber beschworene Gefahr der „Radikalisierung“ junger Palästinenser (man zeigte Kinder bei einer Demonstration mit grünen Hamasbändern) durch die böse Hamas ist ein Witz, denn die ultimative Radikalisierung erfolgt natürlich durch Israel selbst:

Das Leben in einem zerbombten Gefängnis, ohne Bewegungsfreiheit, ohne politische, soziale und bürgerliche Rechte, ja  überhaupt ohne einklagbare Menschenrechte, ohne Hoffnung auf eine bessere Zukunft ist die beste Garantie, dass schon die nächste Generation von „Terroristen“ heranwächst, die das Leid, dass sie erleben musste (häufig auch den gewaltsamen Tod eines Familienmitglieds) so traumatisiert  und verbittert hat, dass sie nur mehr Rachegedanken hegen. (Foto: Beit Hanoun)

Das ZDF ist auch die einzige Redaktion (die ich gefunden habe), deren „Bericht“ über die Ermordung von 6 Palästinensern so endet:

„Aus dem von der radikalislamischen Hamas kontrollierten Gazastreifen werden immer wieder Raketen auf Israel abgefeuert. Das Palästinensergebiet wird durch die israelische Armee streng abgeriegelt.“ 

ZDF heute (text online) , 26. 12.2009

Wieder die gleiche pro-israelische schwarz-weiß Malerei, der erbärmliche Kindergarten-Journalismus: Böse Hamas feuert Raketen nach Israel; Israel hat gar nichts getan (will doch nur in Frieden im „Heiligen Land“ leben, das allerdings nur für Juden „reserviert“ ist); braves Israel muss böse Palästinenser einsperren und töten, um in „Sicherheit“ leben zu können;

ZDF:  Zionistenfreundliches Deutsches Fernsehen? Selektive Amnesie der Redaktion?  Der “Nahost-Korrespondent” als Autist? It makes you sick.

ZURÜCK ZU DEN VORFÄLLEN IM WESTJORDANLAND

Die Al-Aqsa Brigaden haben im Jahr 2007 ein Amnestieabkommen mit Israel unterzeichnet und seitdem wurde ja die Fatah (als deren Mutterorganisation) auf einmal als „vernünftige“ Alternative zur bösen Hamas präsentiert, die man seit dem Wahlsieg im Juni 2006 völlig dämonisiert hatte und nur mehr als „Terrororganisation“ hinstellte. Dass die Hamas gerade deshalb die demokratischen Wahlen gewonnen hatte, weil die Palästinenser von der korrupten Fatah die Nase voll hatten,  muss natürlich aus dem historischen Gedächtnis gestrichen werden. (Über die Vorfälle nach den Wahlen habe ich ja mehrfach geschrieben, siehe Beiträge zum Topic Israel)

Die (von den USA trainierten)  „Sicherheitskräfte“ der Fatah hatten seit mehr als zwei Jahren für „Ruhe und Ordnung“ in der West Bank gesorgt, besonders in ehemaligen „Hochburgen“ des bewaffneten Widerstands wie Nablus,  das eine wesentliche Rolle beim Ausbrechen der ersten Intifada im Jahr 2000 gespielt hatte.

Diese „Ruhe“ wurde als echten Beitrag für den „Friedensprozess“ gewertet, der eine mediale Inszenierung ist, sonst nichts, denn Israel hat noch jeden Vertrag, jede Absprache (unter irgendeinem Vorwand) gebrochen.

Übrigens, die getöteten Palästinenser waren auch Menschen, doch meistens werden nicht einmal ihre Namen erwähnt; In Nablus wurden ermordet:

Raed Abdul Jabbar al-Sarkaji,  38 Jahre alt

Seine  hoch schwangere Ehefrau Tahani musste mitansehen, wie ihr Mann im eigenen Schlafzimmer niedergemäht (von Kugeln durchlöchert) wurde.   Sarakji war erst im Jänner 2009 nach sieben Jahre Haft, im Rahmen eines Amnestieabkommens mit der Fatah, freigelassen worden. Er wollte ein neues Leben anfangen, sagte seine Witwe ….

Die israelische Regierung behauptet hingegen, er sei an der Herstellung von Sprengstoffen beteiligt gewesen. Selbst wenn das wahr sein sollte,  wäre dieser Umstand absolut keine Rechtfertigung für diese bestialische Hinrichtung. In einer Demokratie wird ein Verdächtiger verhaftet,  angeklagt und nach Beweisverfahren verurteilt. Andernfalls ist er freizulassen. Doch Bürgerrechte gelten natürlich nur für Juden, nicht für Araber – schon gar nicht für Widerstandskämpfer, pardon „Terroristen“, die gegen die brutale Unterdrückung und den Landdiebstahl in der West Bank kämpfen.

Ghassan Abu Sharkh, 39 Jahre alt

Diyaa Abu Sharkh, 16 Jahre alt, war Augenzeuge der Ermordung seines älteren Bruders.

“Alles ging sehr schnell. Wir öffneten die Tür und sahen die Soldaten; zwei Kollaborateure zeigten auf meinen Bruder, der gerade die Treppe herunterkam. Er wurde sofort erschossen. Ich war völlig verwirrt. Ein Offizier fragte mich, ob der Tote auch wirklich mein Bruder Ghassan sei und ich sagte Ja, er ist es.

„Sie hätten ihn leicht festnehmen können, wenn sie es gewollt hätten. Ich habe schon einen anderen Bruder, Nayed, verloren, der [als damaliger Chef der lokalen Al Aqsa Gruppe) 2004 von den israelischen Soldaten getötet wurde.“

Ghassan Abu Shark war Besitzer einer kleinen Autoreparaturwerkstätte. Er hinterlässt eine Witwe und vier Kinder. Die Aussendung der IDF enthielt keine konkrete Beschuldigung gegen ihn, nur gegen seinen verstorbenen Bruder.  Das klingt nach Sippenhaftung ….

Adnan Subih, 33 Jahre alt (Al Aqsa-Mitglied)

Sein Bruder Farid sagte folgendes aus:

„Um 3 Uhr nachts wurde unser Gebäude umstellt. Sie sprengten das Haupttor, dann schossen sie wild um sich und warfen Granaten in alle Richtungen. Adnan verlangte, dass alle das Gebäude verlassen, damit sie nicht verletzt würden.  Wir gingen in das Haus der Al Amoudi Familie [von dort aus konnte man das Gebäude beobachten]

Dann kamen Soldaten mit Hunden in das Gebäude, sie warfen mehr Granaten und es brach ein Feuer im Lagerhaus aus, das mit leicht brennbarem Plastikmaterial gefüllt war. Drei Stunden lang wussten wir nicht, was los war. Dann sind die Soldaten gegangen. Wir fanden Adnan – er war tot, von Kugeln durchlöchert. Sie hätten ihn festnehmen können (er war unbewaffnet).  Er starb in dem Glauben, dass man ihm Amnestie gewährt hatte.“

Adnan Subih hinterlässt eine Witwe und fünf Kinder.

Die IDF geben an, sie hätten ihn „im Zuge eines Schusswechsels“ getötet, nachdem man ihn in einem Versteck mit Waffen und Munition gefunden habe.

Quelle: Maan News Agency (Palästinensische Presseagentur)

P.S. Die Schlagzeile des Tages „85-jährige Holocaust-Überlebende (Hedy Epstein) tritt in den Hungerstreik für Gaza“ (ein Ende der Blockade) werden sie bei im ZDF  (und bei den anderen Medienschafen) auch nicht finden..

http://www.welt.de/kultur/article107289582/Fuer-sie-sind-die-Zionisten-schuld-am-Holocaust.html

 

Kultur

Orthodoxe gegen Israel

01.07.12

Für sie sind die Zionisten schuld am Holocaust

Ultraorthodoxe haben die Gedenkstätte Yad Vashem geschändet. Beobachter sind fassungslos – aber warum eigentlich? Die Tat folgt doch nur einer langen jüdischen Tradition des Selbsthasses.

Manche jüdische Hardliner lehnen den Staat Israel ab: Im Juni 2012 wurde die Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem mit antisemitischen Parolen beschmiert Foto: REUTERS

Es war der Philosoph Theodor Lessing, der vor mehr als achtzig Jahren einem bis dahin undefinierten Phänomen einen Namen gab. 1930 schrieb er ein kleines Buch unter dem Titel "Jüdischer Selbsthass". Es handelte von Juden, die an sich selber litten und ihrem Judentum zu entkommen versuchten, durch Selbstmord, den Übertritt zum Christentum, Flucht in den Wahnsinn – oder indem sie fanatische Judenhasser wurden. Otto Weininger, ein frühreifes Genie und Verfasser des Monumentalwerks "Geschlecht und Charakter", erschoss sich mit 23 Jahren im Sterbezimmer Ludwig van Beethovens in der Wiener Schwarzspaniergasse.

Maximilian Harden, Gründer der Zeitschrift "Die Zukunft", einer der einflussreichsten und meistgehassten Journalisten des Kaiserreichs, trat 1878 zum Protestantismus über und wandte sich sogleich an die Juden mit der Frage: "Was wollt Ihr denn eigentlich, sagt doch klar, wessen Geschäfte besorgt Ihr, die Geschäfte Deutschlands oder die Geschäfte Zions?"

Walter Rathenau, ein deutscher Bilderbuchpatriot, Sohn des AEG-Gründers Emil Rathenau, veröffentlichte 1897 in Hardens "Zukunft" einen Appell ("Höre Israel!"), in dem er die Juden aufforderte, sich taufen zu lassen. Er bekannte sich vorbehaltlos zu seinem Deutschsein ("Mein Volk sind die Deutschen, niemand sonst"), was ihn freilich nicht davor bewahrte, 1922 von deutsch-nationalen Antisemiten ermordet zu werden.

"Nur der Jude liebt sich so schlecht"

Der Selbsthass, schreibt Lessing, sei keine jüdische Spezialität, sondern "ein Phänomen des gesamten Menschengeschlechts", allerdings könne "dieses allgemein menschliche Phänomen ... an der Psychopathologie der jüdischen Volksgeschichte" besonders anschaulich dargestellt werden. Man müsse sich nur fragen: "Wie kommt es, dass alle Menschen sich selber lieben, und nur der Jude liebt sich selber so schlecht?"

Foto: AFP Rabbi Moshe Hirsch in einer Aufnahme aus dem Jahr 2002

Foto: AFP Es stellte sich heraus, dass die Schmierereien von ultraorthodoxe Juden stammten – das Bild zeigt einen der Festgenommenen (2 v. l.)

Lessing selbst war ein gutes Beispiel für das Phänomen, das er beschrieb. Ein gebildeter Westjude, der als junger Mann aus seiner Abneigung gegenüber den schäbigen Verwandten aus dem Osten kein Hehl machte. Erst nachdem er selbst zum Objekt antisemitischer Attacken wurde, änderte er seine Haltung und fing an, sich Gedanken über den jüdischen Selbsthass zu machen.

Der bedeutendste jüdische Selbsthasser kommt in Lessings Studie zum jüdischen Selbsthass nur am Rande vor: Karl Marx, Enkel eines Rabbiners und Sohn eines zum Protestantismus konvertierten jüdischen Rechtsanwalts. Dass er Jesuiten noch weniger leiden konnte als Juden, schmälert nicht seinen Beitrag zur Geschichte des Antisemitismus. In seiner Schrift "Zur Judenfrage", 1844 in Paris erschienen, stellt Marx einige wegweisende Fragen, die er umgehend selbst beantwortet.

"Sein weltlicher Gott? Das Geld"

"Welches ist der weltliche Grund des Judenthums? Das praktische Bedürfnis, der Eigennutz. Welches ist der weltliche Kultus der Juden? Der Schacher. Welches ist sein weltlicher Gott? Das Geld."

Indem Marx das Judentum mit Geld gleichsetzt, versorgt er den Antisemiten mit einem sauberen Alibi: Wer den Kapitalismus bekämpfen will, der muss bei den Juden anfangen. Dieser Logik entsprechend beschließt Marx seine Schrift zur Judenfrage mit dem berühmt-berüchtigten Satz: "Die gesellschaftliche Emancipation des Juden ist die Emancipation der Gesellschaft vom Judenthum."

Legionen von Marx-Exegeten und Marx-Apologeten haben versucht, diesen Satz anders zu interpretieren, als Marx ihn in aller Klarheit gemeint hatte. Er ist bis heute der Schlüssel zum Verständnis des "progressiven" Antisemitismus, der die Juden nicht physisch ausrotten, sondern sie nur von ihrem Judesein befreien, eben "emancipieren", will.

Obwohl das Phänomen des jüdischen Selbsthasses weder neu noch unbekannt ist, löst es doch immer wieder ratloses Erstaunen ist. Juden können doch keine Antisemiten sein! Aber Juden können, ebenso wie Nichtjuden, alles sein: Genies und Gauner, Idioten, Intellektuelle und auch intellektuelle Idioten, Ausbeuter und Ausgebeutete, Sozialisten und Kapitalisten, Bellizisten und Pazifisten, Gottlose und Gottesfürchtige. Und auch Antisemiten, so wie es Schwule gibt, die Schwule hassen, und Frauen, die Frauen nicht ausstehen können.

Ganz normale Juden

Jetzt allerdings scheint eine Grenze überschritten. Vor gut zwei Wochen wurde die Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem mit antisemitischen Parolen beschmiert, und jetzt kam heraus, dass ausgerechnet ein paar ultraorthodoxe Juden dahinter stecken. Nun schlägt das Erstaunen über jüdischen Selbsthass in Fassungslosigkeit um.

Was treibt diese Leute an? Sind es Kranke, Kriminelle, Verrückte? Weder noch. Es sind ganz normale Juden, die sich mit der Existenz eines jüdischen Staates nicht abfinden können.

Denn nicht nur viele Nichtjuden haben mit Israel ein Problem, es gibt auch Juden, die durch die Ausrufung eines jüdischen Staates vor inzwischen 64 Jahren in eine tiefe Sinnkrise gestürzt wurden. Es sind vor allem die Ultraorthodoxen auf der einen und die progressiven Intellektuellen auf der anderen Seite.

Auch die Superfrommen möchten gerne in einem "jüdischen Staat" leben, sie glauben aber, nein, sie sind fest davon überzeugt, dass nur der Messias den jüdischen Staat zum Leben erwecken kann. Ein jüdischer Staat, der von Menschen etabliert wurde, in dem nicht die Gebote der Thora gelten, sondern Gesetze, die ein weltliches Parlament beschlossen hat, ist ein Akt des Frevels, ein schwerer Verstoß gegen den Willen Gottes.

Rabbiner zu Gast bei Ahmadinedschad

Da nutzt es nichts, dass Israel den Frommen entgegenkommt, dass in der Armee und in den Krankenhäusern koscher gekocht wird, dass die EL AL am Samstag nicht fliegt und fast der gesamte öffentliche Nahverkehr am Samstag ruht, also keine Bahnen und keine Busse fahren, was nur dazu führt, dass es noch mehr Staus auf den Straßen gibt, weil man nur mit dem eigenen Auto von A nach B kommt.

Die Ultraorthodoxen glauben, nein, sie sind fest davon überzeugt, dass der Holocaust eine Strafe Gottes war, denn die zionistische Idee ist etwa fünfzig Jahre älter als der Staat Israel. Sie machen nicht die Nazis, sondern die Zionisten für den Massenmord verantwortlich, weswegen einige ultraorthodoxe Rabbiner aus den USA und Europa kein Problem damit hatten, im Dezember 2006 die vom iranischen Präsidenten Ahmadinedschad einberufene Konferenz "Review of the Holocaust: Global Vision" zu besuchen, an der auch bekannte Holocaust-Leugner wie David Duke und Robert Faurisson teilnahmen. Sie wurden von Ahmadinedschad herzlich begrüßt und bedankten sich überschwänglich für die ihnen erwiesene Ehre.

Beten für das Ende der "Okkupation"

Im ersten Kabinett von Jassir Arafat saß auch ein "Minister für jüdische Angelegenheiten": Moshe Hirsch, "Außenminister" der "Naturei Karta", einer zwar kleinen, aber sehr aktiven und lautstarken Sekte, die, wie Hirsch zu sagen pflegte, "nicht in Israel, sondern im Heiligen Land" lebt und deren Angehörige jeden Tag für das Ende der "zionistischen Okkupation" beten, womit sie nicht die 1967 eroberten Gebiete, sondern das ganze Gebiet vom Mittelmeer bis zum Jordan meinen. Inzwischen hat die "Naturei Karta" auch eine "Vertretung" in Deutschland, die von einem zum Judentum übergetretenen Deutschen mit Pfälzer Hintergrund geführt wird. Wer wissen möchte, wie zeitgenössischer Antisemitismus klingt, sollte die Homepage der deutschen Sektion der "Naturei Karta" besuchen.

Die Gemütslage der progressiven jüdischen Intellektuellen ist von denen der orthodoxen Fundamentalisten gar nicht weit entfernt. Sie treten für das Selbstbestimmungsrecht aller Völker ein, einschließlich der Palästinenser, machen aber bei den Juden eine Ausnahme, denn die sind, folgt man professoralen Autoritäten wie Noam Chomsky, Norman Finkelstein und Tony Judt, kein Volk, das einen eigenen Staat haben sollte, sondern bestenfalls eine "Schicksalsgemeinschaft", die durch gemeinsam erlittenes Leiden zusammengehalten wird.

Wurde das jüdische Volk "erfunden"?

Shlomo Sand, ein israelischer Historiker, hat vor kurzem ein Buch mit dem Titel "Die Erfindung des jüdischen Volkes" geschrieben. Es wurde durchweg positiv aufgenommen, denn die Behauptung, es gebe kein jüdisches Volk, richtet sich an eine empfindliche Stelle im Unterholz der Gefühle: Wenn das jüdische Volk "erfunden" wurde, könnte es dann sein, dass auch der Holocaust Produkt einer Fantasie ist? Ein historisches Hologramm? Dass er nicht wirklich passiert ist?

Die subtile Botschaft kam jedenfalls an. In einer Rezension in der "Süddeutschen Zeitung" wurde das Buch "als ein historisches Werk und zugleich als Generalangriff auf das zionistische Nationalbewusstsein in therapeutischer Absicht" gefeiert.

Während also die gottesfürchtigen Fundamentalisten dem Messias nicht vorgreifen wollen, möchten die progressiven jüdischen Intellektuellen nicht aus dem Paradies ihrer Utopien vertrieben werden. Sie glauben daran, dass die Idee des Nationalstaates überholt ist, ein reaktionäres Konzept aus dem 19. Jahrhundert.

Exklusiv gegen Israel

Man könnte diesem Gedanken einiges abgewinnen, wenn er sich nicht exklusiv gegen den Staat der Juden richten würde. Tony Judt nannte Israel einen "Anachronismus", für den es "in der heutigen Welt" keinen Platz mehr geben würde. Eine vergleichbare Feststellung über China, Griechenland oder Zimbabwe ist von ihm nicht überliefert.

So treffen die Vertreter der einen Glaubensrichtung auf die Vertreter der anderen, ziehen aber doch am selben Strang. Für beide gilt ein Satz, den der österreichische k.u.k-Satiriker Alexander Roda Roda gesagt haben soll: "Aus dem Antisemitismus könnte schon was werden, wenn sich nur die Juden seiner annehmen würden."

 

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