Abraham

Abraham (hebräisch אַבְרָהָם Avraham „Vater der vielen [Völker]“, aramäisch ܐܒܪܗܡAbrohom, altjiddisch Awroham, arabisch إبرَاهِيم Ibrāhīm) ist als Stammvater Israelseine zentrale Figur des Tanachs bzw. des Alten Testaments. Genauso gilt er als Stammvater der Araber; von seinem Sohn Ismael soll der Prophet des Islam, Mohammed, abstammen. Abrahams Geschichte wird im biblischen Buch Genesis bzw. Bereschit (Gen 12–25 EU) erzählt. Danach gehört er zusammen mit seinem Sohn Isaak und seinem Enkel Jakob zu den Erzvätern, aus denen laut biblischer Überlieferung die Zwölf Stämme des Volkes Israel hervorgingen.

Da sich sowohl Judentum, Christentum als auch Islam auf Abraham als ihren Stammvater beziehen, bezeichnet man sie auch als die drei abrahamitischen (Welt-)Religionen.

Abraham in der Tora

In der Tora wird im 1. Buch Mose (Buch Genesis, Gen 11,27 EU–25,10 EU) die Geschichte Abrahams erzählt:

Abraham heißt ursprünglich Abram, hebräisch אַבְרָם Avram, mit der Bedeutung „der Vater ist erhaben“ oder „er ist erhaben in Bezug auf seinen Vater“. Der Gott Israels ändert den Namen zu Abraham, was in Gen 17,5 EU als „Vater der Menge an Völkern“ gedeutet wird. Dabei handelt es sich nicht um eine wörtliche Übersetzung, sondern um eine Volksetymologie. Die Umbenennung dient so der biblischen Erzählung als Hinweis auf den Beginn des Bundes Gottes mit den Israeliten.

Abrams Vater Terach zieht aus der Stadt Ur in Chaldäa – dem Süden des heutigenIrak – nach Haran (bei Edessa) in der heutigen Türkei, um dort zu wohnen. Er nimmt seinen Sohn Abram und seinen Neffen Lot – dessen Vater Haran bereits verstorben ist – sowie Sarai, die Frau Abrams, mit. Ob auch Abrams zweitjüngster Bruder Nahor diese Reise antritt, bleibt im Buch Genesis unklar. In Haran stirbt sein Vater Terach, und Abram wird von Gott aufgefordert, in ein Land zu ziehen, das er ihm zeigen wird. Seine Nachkommen werden zahlreich sein und er wird ein Segen für alle Völker werden. Im Alter von fünfundsiebzig Jahren zieht Abram mit seiner Frau Sarai und seinem Neffen Lot nach Kanaan. Den Besitz und die Leute, die sie in Haran erworben hatten, nehmen sie mit.

Als über das Land eine Hungersnot kommt, zieht Abram mit seiner Sippe nach Ägypten. Weil seine Frau Sarai sehr schön ist und er befürchtet, dass die Ägypter ihn deshalb töten werden, gibt er sie als seine Schwester aus – was insofern auch stimmt, als sie seine Halbschwester ist (Gen 20,12 EU).

Kaum ist Abrahams Sippe in Ägypten angekommen, erfährt der Pharao von der schönen Frau und lässt diese holen. Ihrem vermeintlichen Bruder macht er große Geschenke. Als Gott daraufhin anfängt, den Pharao und sein Haus zu bestrafen, lässt dieser Abram zu sich kommen und hält ihm seine Lüge vor. Er gibt ihm seine Frau zurück und lässt ihn mit allem, was ihm gehört, fortgeleiten (Gen 12 EU). Von einer Rückgabe der Geschenke steht in der Bibel nichts geschrieben. Im nächsten Kapitel wird jedoch erwähnt, dass Abram sehr reich ist (Gen 13,2 EU).

Abram und Lot besitzen viele Schafe und Rinder, und zwischen ihren Hirten kommt es zum Streit. Deshalb trennen sich Abram und Lot. Abram lässt dabei Lot den Vortritt, zu wählen, wohin er ziehen möchte. Während Lot in das wasserreiche Jordantal zieht (in die Nähe von Sodom und Gomorra), wohnt Abram weiter im Lande Kanaan in der Nähe von Hebron. Nach ihrer Trennung erhält Abram von Gott die Verheißung reicher Nachkommenschaft (so Gen 13,15–18 EU) und großen Landbesitzes in Kanaan. Nachdem sein Neffe Lot infolge einer kriegerischen Verwicklung Sodoms durch Kedor-Laomer von Elam gefangengenommen worden war, befreit ihn Abram mit seinen Männern – 318 an der Zahl. Auf dem Rückweg wird er durch Melchisedek von Salem (d. h.Jerusalem) gesegnet, und er entrichtet ihm den Zehnten (Gen 14 EU). Dem König von Sodom übergibt er dessen zurückeroberte Beute vollständig, obwohl dieser ihn beschenken möchte:

„Keinen Faden und keinen Schuhriemen, nichts von allem, was dir gehört, will ich behalten. Du sollst nicht behaupten können: Ich habe Abram reich gemacht. Nur was meine Leute verzehrt haben und was auf die Männer entfällt, die mit mir gezogen sind, auf Aner, Eschkol und Mamre, das sollen sie als ihren Anteil behalten.“

Gen 14,23–24 EU

Gott bekräftigt daraufhin die dauerhafte Zusage von Nachkommen und Land durch einen feierlichen Bundesschlussritus(Gen 15 EU). Abraham zweifelt, wie die Verheißungen in Erfüllung gehen sollen:

„Nach diesen Ereignissen erging das Wort des Herrn in einer Vision an Abram: Fürchte dich nicht, Abram, ich bin dein Schild; dein Lohn wird sehr groß sein. Abram antwortete: Herr, mein Herr, was willst du mir schon geben? Ich gehe doch kinderlos dahin, und Erbe meines Hauses ist Eliëser aus Damaskus. Und Abram sagte: Du hast mir ja keine Nachkommen gegeben; also wird mich mein Haussklave beerben. Da erging das Wort des Herrn an ihn: Nicht er wird dich beerben, sondern dein leiblicher Sohn wird dein Erbe sein. Er führte ihn hinaus und sprach: Sieh doch zum Himmel hinauf und zähl die Sterne, wenn du sie zählen kannst. Und er sprach zu ihm: So zahlreich werden deine Nachkommen sein. Abram glaubte dem Herrn, und der Herr rechnete es ihm als Gerechtigkeit an. Er sprach zu ihm: Ich bin der Herr, der dich aus Ur in Chaldäa herausgeführt hat, um dir dieses Land zu eigen zu geben. Da sagte Abram: Herr, mein Herr, woran soll ich erkennen, dass ich es zu eigen bekomme?“

Gen 15,1–8 EU

In der Nacht spricht Gott zu Abram und lässt ihn wissen, dass seine Nachfahren 400 Jahre lang aus dem Land vertrieben und in Knechtschaft leben, dann aber mit Reichtum nach Kanaan zurückkommen werden. Am nächsten Tag bestätigt Gott seine Zusage noch einmal:

„An diesem Tag schloss der Herr mit Abram folgenden Bund: Deinen Nachkommen gebe ich dieses Land vom Grenzbach Ägyptens bis zum großen Strom Eufrat, (das Land) der Keniter, der Kenasiter, der Kadmoniter, der Hetiter, der Perisiter, der Rafaiter, der Amoriter, der Kanaaniter, der Girgaschiter, der Hiwiter und derJebusiter.“

–        Gen 15,18–21 EU

Abrams Frau; Sarai

Sarah (hebräisch שָׂרָה, „Fürstin“) ist eine biblische Gestalt aus dem 1. Buch Mose (hebr. Bereschit, griech. Genesis). Als Frau des Patriarchen Abraham gilt sie als Erzmutter Israels (Jes 51,1–2 EU), die den verheißenen Sohn Isaak zur Welt bringt.

Die Erzählungen zu Sarah finden sich in Gen 11,29 EU–23,19 EU. Ihr Name lautet zunächst Sarai (hebräisch שָׂרָי). Als Gott ein Jahr vor der Geburt Isaaks den Namen ihres Mannes Abram in Abraham ändert, wird ihr Name von Sarai in Sarah geändert (Gen 17,15 EU); beide Namensformen bedeuten „Fürstin“.

Die Haupterzählung um Sarah und Abraham (Gen 17–18 EU; 21,1–19 EU) konzentriert sich auf das Thema der von Gott verheißenen Nachkommenschaft und des Bundes zwischen Gott und Abraham.

Abraham und Sarah können zunächst keine Kinder bekommen, weil sie unfruchtbar ist. Daher gibt Sarah Abraham ihre eigene Sklavin Hagar zur Frau, damit er mit ihr – stellvertretend für Sarah – Kinder zeuge. Nachdem Hagar schwanger ist, schätzt sie ihre Herrin gering und wird deshalb von ihr unterdrückt. Hagar entzieht sich dem Konflikt durch Flucht in die Wüste. Dort kommt ihr Sohn Ismael zur Welt. Auf Anweisung Gottes kehrt Hagar zu Sarah zurück und unterwirft sich ihr, nachdem Gott ihrem Sohn reiche Nachkommenschaft verheißen hat (Gen 16,5–16 EU).

Nach 13 Jahren sagt Gott Abraham und Sarah auch einen gemeinsamen Sohn zu (Gen 17,17–19 EU), obwohl Sarah zu diesem Zeitpunkt bereits 90 Jahre alt ist. Kurz darauf offenbart Gott die Zusage noch einmal während einer Begegnung Abrahams mit drei Männern, die von Abraham bewirtet werden. Sarah, die das Gespräch der Männer heimlich belauscht, lacht über die Prophezeiung, da es ihr angesichts ihres Alters „nicht mehr nach Frauenart ergeht“ (Gen 18,11 EU). Die Geburt wird also als biologisch unmöglich dargestellt. Über dieses Lachen entwickelt sich ein direktes Gespräch zwischen den Gästen, Abraham und Sarah. Der biblische Text wechselt dabei in der Identität der drei Männer und lässt unvermittelt Gott selbst reden, der die Geburtszusage gegenüber Sarah noch einmal wiederholt. Sarah fürchtet sich daraufhin und bestreitet, gelacht zu haben.

Tatsächlich gebiert Sarah im Alter von über 90 Jahren dann einen Sohn, der Isaak genannt wird. Dieser Name יִצְחָ֥ק (vom hebr. Wortstamm lachen) wird in Gen 21,6 EU erklärt mit den Worten:

„Und Sara sagte: Gott hat mir ein Lachen bereitet; jeder, der es hört, wird mir zulachen.“

Sarah stirbt nach biblischem Bericht im Alter von 127 Jahren und wird im Land Kanaan bei Hebron in der Höhle Machpela(Gen 23,19 EU) von ihrem Mann Abraham bestattet, wo er sich später auch beerdigen lässt.

Nach dem Babylonischen Talmud (Meg 14a) ist Sarah eine der sieben Prophetinnen, die die jüdische Tradition kennt. Nach Raschi ist sie identisch mit Jiska, der Tochter Harans. Damit wäre sie auch gleichzeitig Abrahams Nichte. Dem König von Gerar, Abimelech, sagt Abraham, dass Sarah seine Halbschwester sei (Gen 20,12 EU).

Also Sarai, Abrams Frau, ist kinderlos. Sie fordert Abram gemäß dem auch anderweitig bezeugten Rechtsbrauch auf, ihre junge Sklavin Hagar zu nehmen. Mit ihr zeugt Abram seinen ersten Sohn Ismael (Gen 16 EU), nachdem er etwa zehn Jahre in Kanaan gewohnt hat. Als Hagar schwanger ist, kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen Hagar und Sarai. Hagar flieht daraufhin in die Wüste, wo ihr jedoch ein Engel Gottes erscheint und mitteilt, dass sie wieder zu Sarai gehen soll (Gen16,9 EU) und aus ihrem Sohn eine sehr große Nachkommenschaft entstehen wird. Ihren Sohn, der ein wilder, streitbarer Mensch sein wird, soll sie Ismael nennen. Abram ist 86 Jahre alt, als Hagar Ismael gebiert.

Als Abram 99 Jahre alt ist, bekräftigt Gott seinen Bund mit ihm und fordert von ihm und seinen Nachkommen fortan das Zeichen der Beschneidung. Gott sagt ihm, dass er ihn segnet und er ein Vater vieler Völker sein werde, und gibt Abram (אַבְרָם) und seiner Frau Sarai (שָׂרַי) neue Namen: Abraham (אַבְרָהָם) und Sarah (שָׂרָה) (Gen 17 EU). Gott verspricht, dass er Sarah segnen wolle und sie ihm innerhalb eines Jahres einen Sohn zur Welt bringen werde. Des Weiteren verheißt er, dass aus ihr Völker und Könige hervorgehen sollen. Den Sohn seiner Frau Sarah soll er Isaak nennen („er lacht/lächelt“), denn mit Isaak wolle Gott seinen ewigen Bund aufrichten. Gott verspricht Abram auch, Ismael zu segnen und zu einem großen Volk zu machen. Kurz darauf kommt Gott in Gestalt dreier Männer zu Abraham auf Besuch. Er verspricht ihm noch einmal einen Sohn von Sarah. Diese lacht im Zelt still in sich hinein, doch Gott bemerkt es. Er spricht mit Abraham auch über die Sünden, die in Sodom und Gomorra geschehen sind. Abraham bittet Gott, Sodom zu verschonen, sollten dort gerechte Menschen leben. Zuerst bittet er, die Stadt zu verschonen, wenn es dort fünfzig gerechte Menschen geben sollte. Als Gott einwilligt, handelt er die Zahl nach und nach bis auf zehn gerechte Menschen herunter. Doch kurze Zeit später muss Abraham mit ansehen, wie im Gebiet von Sodom und Gomorra der Rauch wie von einem Schmelzofen aufsteigt, als die Gegend von Gott zerstört wird (Gen 18–19 EU). Lot und seine Familie werden von zwei Engeln mit Gewalt aus der Stadt gedrängt, um dem Untergang zu entgehen. Auf der Flucht erstarrt Lots Frau zu einer Salzsäule, weil sie dem Gebot der Engel, sich nicht umzusehen, nicht gehorcht hat.

Wie vorhergesagt, wird Sarah schwanger und gebiert Isaak, als Abraham hundert Jahre alt ist (Gen 21,1–5 EU). Da sich Ismael über Isaak lustig macht, werden er und Hagar, auf Sarahs Wunsch, von Abraham weggeschickt. Sarah wünscht nicht, dass beide Söhne gemeinsam erben. Zuerst ist Abraham unwillig, doch als ihm nachts ein Engel erscheint !!, der Sarahs Wunsch bestätigt und ihm verspricht, auch aus Ismael ein großes Volk zu machen (Gen 21,12–13 EU), gibt er nach und schickt Hagar und Ismael mit Proviant fort.

Die biblische Erzählung von Abraham findet einen Höhepunkt in der Bindung Isaaks, als Gott Abraham befiehlt, seinen Sohn zu opfern. Damit wird der Glaube Abrahams auf eine harte Probe gestellt. Tatsächlich sendet Gott jedoch im letzten Augenblick einen Widder, den Abraham an Stelle seines Sohnes opfert, und bestätigt ihm die früheren Verheißungen mit einem Schwur (Gen 22 EU). Die „Bindung Isaaks“ findet auf einem Berg im Land Moria statt. Nach jüdischer Überlieferung handelt es sich hierbei um den Tempelberg in Jerusalem.

Abraham stirbt nach Gen 25,7–10 EU im Alter von 175 Jahren !!!??? und wird in der Höhle Machpela bestattet, wo er zuvor bereits Sarah begraben hatte (Gen23 EU).

Abraham Historische Einordnung

Außerhalb der biblischen Erzählungen und davon abhängigen Traditionen gibt es keine Nachweise für die Existenz Abrahams. 

Die in den Abrahamserzählungen erwähnten historischen Verhältnisse erlauben auch keine eindeutigen Rückschlüsse auf den zeitgeschichtlichen Hintergrund der biblischen Erzählungen.

Die Zeit, in welcher die Abraham-Erzählungen des Tanach stattfinden, wird im Allgemeinen mit dem Beginn des 2. Jahrtausends v. Chr.angesetzt. Die Archäologen Israel Finkelstein und Neil A. Silberman verweisen auf einige Anachronismen im Text, die darauf schließen lassen, dass die Erzählungen in einer viel späteren Zeit entstanden sind.

Abraham im Islam

Abraham, arabisch Ibrāhīm (arabisch ابراهيم), gilt im Islam als einer der wichtigsten Propheten und als Begründer des monotheistischen Kults an der Kaaba in Mekka. Er wird in 25 Suren des Korans erwähnt, die 14. Sure ist nach ihm benannt. Der allgemeine Beiname von Abraham ist "Freund Gottes" (Chalīl Allāh). Er geht auf Sure 4:125 zurück, wo es heißt, dass sich Gott Abraham zum Freund nahm.

Abraham im Koran

Abraham - Koranische Aussagen

Schon im Koran erscheint Abrahams Name durchgängig als Ibrāhīm, allerdings gab es auch eine abweichende Lesung vonAbū Mūsā al-Aschʿarī, nach der der Name als Ibrāhām auszusprechen war.

In den Suren der mekkanischen Periode wird beschrieben, wie Abraham zum Verkünder des monotheistischen Glaubens wird, gegen den Widerstand seines Vaters Azar, dessen Götzenbilder er zerstört (Sure 6:74; Sure 21:52–58; Sure 37:88–96). Daraufhin wird er von seinem eigenen Volk ins Feuer geworfen, aber auf wunderbare Weise gerettet (Sure 21:68f.,). Dieses Wunder veranlasst einige der Landsleute, darunter auch Lot (Sure 29:26), sich zum Glauben an Gott zu bekehren. Abraham ist es auch, der Gott darum bat, Mekka zu einem geschützten Ort zu machen, damit seine Nachkommen als künftige Bewohner des an sich unfruchtbaren Gebietes im Schutz des Gottesfriedens ihren Lebensunterhalt finden können (Sure 14:35-41). Ähnlich wie in der Genesis wird in Sure 37:101-107 berichtet, dass Abraham von Gott einer schweren Prüfung unterzogen wird, indem ihm aufgetragen wird, seinen Sohn zu opfern. Als Abraham die Bereitschaft zu diesem Opfer erkennen lässt, greift Gott ein; Abrahams Sohn wird durch ein Schlachtopfer abgelöst (37:107).

In den Suren der medinischen Periode wird Abraham zum Prototyp der neuen Religionsgemeinschaft. An mehreren Koranstellen aus dieser Zeit findet sich die Aufforderung, der Religion der „Gemeinschaft Abrahams“ (millat Ibrāhīm) zu folgen (vgl. z.B. Sure 2:130; 4:125). Es wird betont, dass Abraham kein Jude, Christ oder Muschrik war, sondern ein Muslim und Hanīf, der schon lange vor Mohammed erkannte, dass es nur einen einzigen Gott gibt (vgl. Sure 3:67; 95). Mit den auf Abraham bezogenen koranischen Passagen ließ sich auch die Neuausrichtung der Qibla weg von Jerusalem nach dem altarabischen Heiligtum in Mekka rechtfertigen. So wird erklärt, dass schon Abraham zusammen mit seinem Sohn Ismael die Grundmauern dieses „Hauses“ aufgerichtet habe (Sure 2:127). Dieses mekkanische Heiligtum wird an zwei Stellen des Korans (2:125; 3:97) als der „Standplatz Abrahams“ (maqām Ibrāhīm) bezeichnet. In Sure 22:26f wird Abraham aufgefordert, unter den Menschen zum Haddsch aufzurufen, damit sie von überall her zu Fuß oder auf Kamelen reitend zu ihm kommen.

Abraham - Religionsgeschichtlicher Hintergrund

In der älteren Forschung zu den koranischen Abrahamserzählungen ging es vor allem um den Nachweis einer literarischen Abhängigkeit des Korans von der biblischen Überlieferung, heute streben vergleichende Gegenüberstellungen eher danach, die unterschiedliche Intention biblischer und koranischer Verkündigung in ihrem jeweiligen historischen Kontext herauszuarbeiten. 

Abgesehen von religiösen jüdischen, islamischen etc. Überlieferungen gibt es keine historischen Belege der Existenz eines Abraham.

Die Aussagen, die sich im Koran zu Abraham finden, knüpfen zum Teil an Vorstellungen an, die im vorislamischen Arabien mit dieser Figur verbunden waren. In Versen, die von Abd al-Muttalib ibn Hāschim, dem Großvater Mohammeds, überliefert werden, heißt es:

Nanu ahlu Llāhi fī baldati-hī
lam yazal āka ʿalā ʿahdi (A)braham

Wir sind die Leute Allāhs in seiner Stadt,
dies gilt noch immer nach dem Bundesschluss Abrahams

In den Kreisen der Hanīfen gab es auch das Konzept einer monotheistischen Religion Abrahams (dīn Ibrāhīm), die dem heidnischen Götzendienst, der in diesen Städten vorherrschend war, gegenübergestellt wurde und von der man annahm, dass sie über arabische Vorfahren direkt von Abraham übermittelt worden war.

Der Hanīf Zaid ibn Amr nahm für sich in Anspruch, unter den Quraisch der Einzige zu sein, der an dieser „Religion Abrahams“ festgehalten hatte. Er betete in Richtung der Kaaba und sah diese als einen Bau an, der von Abraham und Ismael errichtet worden war. Einige Überlieferungen beschreiben ihn sogar als den Mentor Mohammeds. Aber auch Abū Āmir ar-Rāhib, ein hanifischer Gegner Mohammeds in Medina, sah sich als Anhänger der „Religion Abrahams“. Er warf Mohammed vor, diese Religion durch Neuerungen verfälscht zu haben.

Abrahams Sohn - Die Kontroverse

Anders als in der Bibel (Gen 22 EU) wird der Name des Sohnes, den Abraham opfern will, im Koran nicht genannt. Bis zum frühen 8. Jahrhundert wurde in Anknüpfung an den biblischen Bericht allgemein angenommen, dass es sich um Isaak, den Stammvater der Juden, handelt. In der Zeit des Kalifen Umar ibn Abd al-Azīz (reg. 717–720) wurde zum ersten Mal die Vorstellung aufgebracht, dass dieser Sohn Ismael, der Stammvater der Araber, sein muss. Argumentiert wurde unter anderem damit, dass Sure 37 zunächst die intendierte Opferung eines Sohnes von Abraham erwähnt (Vers 101–107) und erst danach die Ankündigung der Geburt Isaaks (Vers 112 f.). Hieraus wurde geschlossen, dass sich der vorausgehende Bericht über die intendierte Sohn-Opferung auf Ismael beziehen muss. Diese Lehre hat sich später auch allgemein im Islam durchgesetzt.

Das an Stelle von Abrahams Sohn geopferte Tier gilt bis heute als Vorbild für das rituelle Opfern von Schlachtvieh während der Wallfahrtszeit in der Nähe von Mekka und das jährliche Islamische Opferfest.

Abraham-Heiligtümer im Islam

Wie die Juden, verehren auch die Muslime Abrahams Grab in der Stadt Hebron, die nach Abrahams Beinamen auf Arabisch al-Chalīl genannt wird. Ein weiterer Ort, der von Muslimen mit Abraham in Beziehung gesetzt wird, ist Şanlıurfa im Südosten der Türkei. Die lokale Legende besagt, dass hier Abraham geboren wurde und auch auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden sollte. Gott verwandelte jedoch das Feuer in Wasser, woraus ein Teich entstand, der heute noch verehrt wird. Ein weiteres Abraham-Heiligtum befand sich lange Zeit in der Zitadelle von Aleppo. Auch der arabische Name Aleppos "Ḥalab" wird mit einem Besuch Abrahams in der Stadt in Verbindung gebracht. Abraham soll nämlich auf dem Zitadellenhügel sein Vieh gemolken (alaba) haben.

Abraham Sohne Isaak und Ismael (hebräisch יִצְחָק Jizchak, wahrscheinlich aus Jizchak-El = Gott lächelt), Sohn Abrahams und Vater Jakobs, ist einer der Erzväter der Israeliten nach dem Tanach. Als solcher ist er eine zentrale Figur des Judentums. Seine Geschichte erzählen die Kapitel (Gen 21–28 EU) im 1. Buch Mose.

Demnach lebte er etwa im 19. Jahrhundert v. Chr. Jedoch ist fraglich, ob es sich um eine historische Person handelt. Außerbiblisch ist nichts über ihn bekannt.

Isaak Name

Der Name Jizchak kommt in der Bibel ausschließlich für den Erzvater vor. Außerbiblisch ist er zuvor nicht belegt, auch gibt es keine Nachweise für entsprechende Namensinschriften. 

Der Name ist wahrscheinlich eine Kurz- oder Koseform von Jizchak-El, was „El lächelt (dem Kind zu)“ oder „El hat jemanden zum Lachen gebracht“ bedeutet. El ist in der hebräischen Bibel ein Name Gottes. In Gen 21,3–6 EU erhält Isaak seinen Namen, nachdem zuvor mehrfach erzählt wurde, dass seine Geburt wegen des Alters seiner Eltern Abraham und Sara eigentlich unmöglich ist und ihre Ankündigung durch göttliche Verheißung bei den Eltern jeweils zu einem Lachen Anlass gab (Gen 17,17 EU; 18,12–15 EU; 21,6EU).

Isaak - Biblische Überlieferung

Über Isaak ist von allen drei Erzvätern am wenigsten biblisch überliefert. Er ist der zweitgeborene Sohn Abrahams, der einzige, den er mit seiner Frau Sara zeugte. Im Alter von acht Tagen wird Isaak beschnitten. Abraham wird von Gott auf die Probe gestellt, indem er seinen Sohn Isaak opfern soll (Gen 22 EU) (hebräisch Akeda). Abraham gehorcht und macht sich mit seinem Sohn auf den Weg ins LandMoria. Dort baut er einen Altar und bindet Isaak darauf fest, um ihn zu opfern. Ein Engel Gottes greift im letzten Moment ein, erklärt Abraham die Probe und bestätigt ihm und seinen Nachkommen ewigen Segen. (Gen 22,16–18 EU)

Nach dem Tod seiner Frau Sara schickt Abraham seinen ältesten Diener in seine Heimat in die Gegend von Haran, um für Isaak eine Frau zu suchen. Vor der Stadt angekommen bittet der Knecht Gott um ein Zeichen, welche Frau für Isaak bestimmt sei. Die Frau, die ihm und seinen Kamelen zu trinken geben werde, soll die Auserwählte sein. Bevor er seine Bitte zu Ende sprechen kann, erscheint Rebekka, eine Enkelin von Nahor, dem Bruder Abrahams, und tut wie gebeten. Sie und ihre Eltern erklären sich mit der Heirat einverstanden, und Rebekka zieht mit dem Knecht zurück nach Kanaan.

Isaak ist 40 Jahre alt, als er Rebekka heiratet. Bevor Abraham stirbt, setzt er Isaak zum alleinigen Erben ein und schickt die Söhne seiner Nebenfrauen mit Geschenken fort. Isaak tut in allem wie Gott ihm befiehlt und erlangt dadurch großen Reichtum. Nachdem er in einem Jahr hundertfältig geerntet hatte und sehr reich geworden war, schicken ihn die Philister, in deren Nähe er wohnt, weg. Rebekka ist 20 Jahre lang kinderlos, bekommt dann jedoch, nach einem Gebet Isaaks, Zwillinge:Esau und Jakob. Schon vor der Geburt spricht Gott zu Rebekka, dass der erstgeborene Sohn später dem jüngeren dienen wird. Esau, der ein Jäger wird, ist der Liebling Isaaks und Jakob, der ein gesitteter Mann wird, der Liebling von Rebekka. Im hohen Alter erblindet Isaak. So kann sich der zweitgeborene Sohn Jakob mit Hilfe bzw. auf Anstiftung seiner Mutter Rebekka den Segen, der eigentlich für Esau bestimmt war, von Isaak erschleichen

Jakob muss daraufhin vor Esaus Hass fliehen, etwa 20 Jahre später versöhnen sich die beiden jedoch wieder. Nachdem Isaak im Alter von 180 Jahren !!! ?? stirbt, wird er von seinen beiden Söhnen gemeinsam begraben. (Gen 35,29 EU)

Isaak im Christentum

Im Neuen Testament wird der Stammbaum Jesu von Nazaret über Isaak und Rebekka auf Abraham zurückgeführt. Damit reklamiert das Christentum seinen Anteil an der biblischen Überlieferung, die mit Abraham an die Erzväter Israels ergangen war. An Stellen wie Röm 8,32 EU und Joh 3,16 EU, wo von Jesus als dem „hingegebenen Sohn“ die Rede ist, wird außerdem ein Bezug auf den zur Opferung ausersehenen Isaak gesehen.

Isaaks Gedenktag im Kalender der Lutherischen Kirche – Missouri-Synode ist der 16. August.

Isaak im Islam

Auch im Koran wird Ishaq (arabisch إسحاق, DMG Isāq) erwähnt. Nach dortiger Darstellung steht Isaak jedoch hinter Ismael, dem von Abraham (arab. Ibrahim) mit Hagar, Saras Magd, gezeugten erstgeborenen Sohn zurück (Sure 14,39; 2,125–140). Die Darstellung des Korans erwähnt beim Bericht der Unterbrechung von Abrahams Opferung seines Sohnes keinen Namen, sondern von "dhabih". Frühere islamische Gelehrte waren sich uneinig über die Identität des "dhabih". Während einige frühere Gelehrte, wie Tabari, Isaak für den zu opfernden Sohn hielten, argumentierten spätere islamische Gelehrte wie Ibn Kathīr, dass es sich hier nur um Ismael gehandelt haben könne; letztere Auffassung ist heute unter Muslimen weithin üblich.

Ismael

Ismael (hebräisch יִשְׁמָעֵאל jischmaʿel, „Gott (er)hört“, arabisch إسماعيل Ismāʿīl), ist der Name einer Person des Tanach, des Alten Testaments und des Korans. Im Islam zählt Ismael zu den Propheten. Nach Auffassung der drei abrahamitischen Religionen ist er Abrahams erstgeborener Sohn.

Ismael Etymologie

Der Name Ismael יִשְׁמָעֵאל jischmael ist ein Satzname, aus dem Verb שׁמע šm‘ „hören“ im Imperfekt verbunden mit demtheophoren Element אֵל ’el „Gott“. Er bedeutet also „Gott möge (er)hören“ oder „Gott hat erhört“. Auf diese Namensdeutung wird in Gen 16,11 EU, 17,20 EU und 21,17 EU angespielt. In der Septuaginta wird der Name mit Ισμαηλ Ismaēl, in der Vulgata mit Ismahel wiedergegeben. Im Koran erscheint der Name als إسماعيل Ismāīl.

Ismael  in der Bibel

Der biblischen Erzählung zufolge ist Ismael Abrahams Sohn von Hagar, einer ägyptischen Magd von Abrahams Frau Sara(Gen 16,15 EU). Sara veranlasste ihren Mann dazu, Hagar zur Frau zu nehmen, damit sie Abraham an ihrer statt einen Sohn schenke. Als Hagar schwanger geworden ist, verachtet sie ihre Herrin Sara. Als diese Hagar daraufhin demütigen will, flieht sie in die Wüste.

Dort erscheint ihr ein Engel, der ihrem Sohn, den sie Ismael nennen soll, eine große Nachkommenschaft verheißt und sie auffordert, zu ihrer Herrin zurückzukehren. Ismael wächst bei seinem Vater Abraham auf. Im Alter von 13 Jahren schließt Gott mit Abraham einen Bund. Daraufhin beschneidet Abraham alle seine männlichen Angehörigen, auch Ismael (Gen 17,25 EU).

Nach der Geburt Isaaks werden Hagar und Ismael aus Abrahams Haushalt verstoßen und in die Wüste geschickt. Dort erscheint wieder ein Engel, der sie vor dem Verdursten rettet. Ismael lebt dann in der Wüste Pharan, wo er eine Ägypterin heiratet (Gen 21,8–21 EU). Zu Abrahams Begräbnis kehrt er noch einmal nach Kanaan zurück (Gen 25,9 EU). Seine Söhne heißen Nebajot, Kedar, Adbeel, Mibsam, Mischma, Duma, Massa, Hadad, Tema, Jetur, Nafisch und Kedma.

Sie werden die zwölf Fürsten der Stämme der Nachkommen Ismaels (Gen 25,13–16 EU). Seine Tochter Mahalat wird später die Frau Esaus,  des Sohnes von Isaak (Gen 28,9 EU, in 36,3 EU Basemat genannt). Ismael stirbt im Alter von 137 !!!  Jahren (Gen 25,17 EU).

Ismael gilt als Stammvater der Araber, wie in Gen 25,12-18 EU ausgeführt. Somit repräsentiert er die ursprüngliche Verwandtschaft zwischen den Israeliten und den Arabern.

Ismael im Koran

Im Koran wird die Geschichte Ismaels anders als in der Bibel interpretiert:

Nach einer Offenbarung heiratet Abraham Hagar, die Dienerin seiner ersten Frau Sara, die keine Kinder bekommen kann. Während einer Reise in Südarabien gebärt Hagar ihm den Sohn Ismael. Als sie den Ort des heutigen Mekka erreichen, erhält Abraham von Gott in einer Offenbarung den Auftrag, Hagar und ihr Kind Ismael an diesem Ort zurückzulassen, der einmal für die Muslime der heiligste Ort auf Erden werden soll. Abraham tut dies und zieht weiter, mit der Überzeugung, dass Gott sich um die beiden kümmern werde.

Während in der Bibel (Gen 22 EU) ausdrücklich Isaak geopfert werden soll (geopfert wird schließlich ein Widder), bleibt im Koran der zu opfernde Sohn namenlos und wird von den meisten muslimischen Kommentatoren mit Ismael identifiziert (Sure 37,102–107). Frühe islamische Traditionen ziehen entweder Isaak oder Ismael in Betracht, heute gilt jedoch den meisten Muslimen als ausgemacht, dass es sich um Ismael gehandelt habe.

Ismael gilt im Koran als Gesandter Gottes und zusammen mit Abraham als Erbauer der Kaaba:

„Und als Abraham mit Ismael die Grundmauern des Hauses errichtete (, sagte er): "Unser Herr, nimm von uns an; denn wahrlich, Du bist der Allhörende, der Allwissende.“

Sure 2,127

Obwohl keine spezifischen Prophezeiungen von ihm überliefert sind, genießt Ismael großes Ansehen:

„Und er pflegte seinen Angehörigen Gebet und Zakah ans Herz zu legen und war seinem Herrn wohlgefällig.“

Sure 19,55

Der Koran erwähnt Ismail mit anderen Propheten wie Elisa, Jonas und Lot, wo sie als gerecht und Auserwählte Gottes beschrieben werden:

„Und gedenke Ismaels, Elischa und Dhu l-Kifls; alle gehören sie zu den Besten.“

– Sure 38,48 auch 6,86

Die arabische Überlieferung sieht in der Verschmelzung der Nachkommen von Ismaels Sohn Adnan mit den südarabischen Nachkommen des Patriarchen Qahtan die Entstehung des Volkes der Araber. Ismael selbst sei mit einer Nachkommin Dschorhams, eines Sohnes Qahtans, verheiratet gewesen. Nach islamischer Überlieferung wurde er in Mekka neben der Kaaba beigesetzt.

Mose

 Mose(s) (hebräisch מֹשֶׁה Mosche; altgriechisch Μωϋσῆς, Μωσῆς Mō(y)sēs;arabisch مُوسَى Mūsā) ist die Zentralfigur im Pentateuch. Nach biblischer Überlieferung führte der Prophet Mose als von Gott Beauftragter das Volk der Israeliten auf einer vierzig Jahre währenden Wanderung aus der ägyptischen Sklaverei in das kanaanäische Land.

Bis in die Zeit der Aufklärung galt Mose als Verfasser der Bücher des Pentateuch (1. bis 5. Buch Mose die Bücher Genesis, Exodus, Levitikus,Numeri und Deuteronomium) sowie des Psalms 90.

Bei aller Unklarheit über eine mögliche historische Persönlichkeit Moses ist die heutige biblische Wissenschaft einig darüber, dass ein solcher historischer Moses nicht als Autor des Pentateuch in Frage kommt.

Mose - Die geschichte

Die Erzählungen um Mose sind im Alten Testament eng mit den Traditionen des Auszuges aus Ägypten, der Gesetzgebung während der Wanderung durch die Wüste und dem Aufenthalt der Israeliten in Kadesch-Barnea verbunden. Sie sind über weite Teile der Bücher Mose verstreut und gehören nach der traditionellen Urkundenhypothese verschiedenen Überlieferungsschichten an, die vorwiegend zwischen dem 10. und dem 6. Jahrhundert v. Chr. datiert werden

Mose Geburt, Aussetzung und Errettung

Die Erzählung der Geburt des Mose befindet sich in dem Passus Ex 2,1–10 EU, der keine Personennamen enthält und Moses Eltern dem Stamm Levi zurechnet. Der Stammbaum des Mose wird in Ex 6,14–27 EU angegeben.

Dieser Passus wird der priesterschriftlichen Redaktion zugerechnet und nennt Amram als Vater, dessen Tante Jochebed als Mutter und Aaron als Bruder Mose (6,20; vgl. 4,17EU), die Schwester der beiden hieß Mirjam

Der Erzählung in Ex 2,1–10 zufolge sei Mose nach seiner Geburt am Ufer des Nils ausgesetzt worden, die Tochter des Pharao habe ihn gefunden und eine hebräische Frau – die leibliche Mutter des Kindes – als Amme bestellen lassen. Nach der Stillzeit habe die Tochter des Pharao das Kind als Sohn angenommen und ihm den Namen Mose gegeben.

In dem biblischen Bericht von der Geburt Mose ist das gleiche Motiv der Aussetzung und Errettung des „Heldenkindes“, „Königskindes“ oder jedenfalls „Schicksalkindes“ erkannt worden, das in allen Mythologien des Altertums mit je anderen Merkmalen vorkommt und dessen bekannteste Beispiele die Kindheitsgeschichten von Romulus und Remus, Ödipus, Sargon von Akkad und Kyros II. sind. 

Die Aussetzung des Kindes, die in diesen Mythen oft mit einem kultischen Vergehen oder mit einem Unheilsorakel in Verbindung steht, ist im Fall von Mose in den Rahmen der vom Pharao angeordneten Tötung der männlichen Kinder der Israeliten (Ex 1,15f. EU) eingefügt und stellt einen Versuch dar, das Kind zu retten – wie es auch in anderen Legenden des antiken Nahen Ostens der Fall ist. Von einem Unheilsorakel in Verbindung mit der Geburt des Mose berichten jedoch das Targum Pseudo Jonathan und – davon wahrscheinlich abhängig – Flavius Josephus (Ant II, 205).

Von mehreren Exegeten ist die Auffassung vertreten worden, dass die aus neuassyrischen Texten (um das 8. Jahrhundert vor Chr.) bekannte Legende von Sargon von Akkad die Vorlage oder die „nächste Parallele“ von Ex 1–10 sei.

 Die Ähnlichkeiten sind vor allem darin gesehen worden, dass in beiden Fällen das Kind in einem wasserdichten Röhrichtkästchen in dem Fluss gefunden wird und dass der Retter es adoptiert (Zeilen 5–9):

„Meine Mutter, eine Hohepriesterin, wurde mit mir schwanger. Insgeheim gebar sie mich. Sie legte mich in ein Schilfkästchen. Mit Bitumen dichtete sie meine Behausung ab. Sie setzte mich am Fluß aus, der (mich) nicht überspülte. Akki, der Wasserschöpfer, zog mich heraus, als er seinen Wassereimer eintauchte. Akki, der Wasserschöpfer, zog mich als sein Adoptivkind groß.“

Andere Autoren haben Analogien mit einer aus späten Texten der griechisch-römischen Zeit bekannten Version der Horus legende gesehen, nach der Horus gemäß dem Osirismythos durch seine Mutter Isis geschützt vor Seth in Chemmis aufgezogen wird, oder haben für eine frühe Entstehung des Kerns der Erzählung in ägyptischem Kontext plädiert, die ihren Niederschlag in der Verwendung von ägyptischen Wörtern in der Perikope der Geburt Mose – insbesondere in Ex2,3 EU – und nicht in der Entlehnung von Motiven der ägyptischen Mythologie haben. 

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