Deutschland verdankt seine schöne Hymne Österreich

Von Hildegard Stausberg

 

 

Mit dem Tod Ottos von Habsburg hat Österreich einen der ersten überzeugten Europäer verloren. Eine Erinnerung, wo unsere Nationalhymne herkommt.

 

 

 

 

 

 

 

Am vorletzten Wochenende war ich in Wien zum "runden" Geburtstag einer österreichischen Freundin, der wohl besten Polospielerin, die ich kenne. Am Tag zuvor erlebte ich mit, wie Wien Abschied nahm von Otto von Habsburg. Ich habe ihn in den zurückliegenden Jahrzehnten ein paar Mal persönlich erleben dürfen.

Im Mai 2008 sprach er in der Europäischen Akademie Berlin über das Werk von Richard Coudenhove-Kalergi, jenes österreichisch-böhmischen Visionärs, der schon in den 20er-Jahren des letzten Jahrhunderts Ideen für das Zusammenwachsen Europas entwarf und Gründer der Paneuropa-Union wurde.

Die Veranstaltung war gut besucht, zum Glück auch von vielen Jugendlichen. Otto von Habsburg, damals 95 Jahre alt, sprach völlig frei und zog alle in seinen Bann. Und er war vor allem das, was heute immer seltener zu werden scheint: ein Europäer durch und durch.

Sein Requiem im Stephansdom habe ich dann vor dem Fernseher erlebt, später stand ich in der Nähe des Heldenplatzes am Straßenrand, als der Sarg mit einem langen Trauerzug durch die Stadt geleitet wurde. Nicht vergessen werde ich auch die kluge Würdigung des Lebens und Wirkens von Otto von Habsburg durch den Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn. Es tut gut, dass die katholische Kirche auch solche Persönlichkeiten hat.

Der emotionalste Moment war für mich allerdings, als – auf Wunsch des Verstorbenen – die alte Kaiserhymne gespielt wurde, die Joseph Haydn Ende des 18.Jahrhunderts komponiert hatte. Ach armes, armes Österreich!

Wie konnte dieses Land in den Irrungen und Wirrungen der untergegangenen Monarchie nur eine so wunderschöne Melodie einfach aufgeben? Natürlich hätte die Erste Republik nach 1918 den alten, eher einfältigen Text ändern müssen, aber dieser Melodie hätte sich Österreich niemals entledigen dürfen.

Wir Deutschen können glücklich sein, dass Reichspräsident Friedrich Ebert am 11.August 1922, dem Weimarer Verfassungstag, das Deutschlandlied, dem ja immer diese Hymne zugrunde lag, zur Nationalhymne bestimmt hat.

Und es war eine richtige Entscheidung von Konrad Adenauer und Theodor Heuss, der jungen Bundesrepublik Anfang der 50er-Jahre keine neue Hymne zu bescheren, sondern nur die dritte Strophe des Deutschlandlieds mit ihrem so klugen Text zu wählen.

 http://www.welt.de/debatte/kolumnen/article13504727/Deutschland-verdankt-seine-schoene-Hymne-Oesterreich.html

 

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